Wunderwaffe "Hakeln"


An dieser Stelle möchte ich mich einem wichtigen Thema bei der Pflege des TT widmen.

Das Auskämmen der Unterwolle durch Hakeln

Ich lerne noch immer Dinge dazu und freue mich wenn ich Techniken oder neues Material teste und mich weiterentwickle, zum Wohle meiner Hunde.

In einem gemeinsamen Urlaub vor ein paar Jahren mit unseren Freunden Peter & Jürgen (fitzgeraldo) haben wir ja viiiel gekämmt und gefachsimpelt...

Meine Bande war zwar gekämmt, aber filzte leider auch schnell wieder und Peters Mädels fühlten sich einfach anders an. das Fell so leicht und recht dünn, ohne Ansatz von Filz. 
das lag einzig und allein am Mass der Unterwolle. Ich hatte bislang nur ab und zu und ganz wenig gehakelt, zb im Frühjahr und Herbst, und an den Problemzonen, die verfilzt waren. 
So hatte ich die Unterwolle wöchentlich zwar etwas ausgekämmt, hatte aber noch zuviel Wolle drin und nur für den Moment glatt gekämmt....


Doch da hatte ich es gesehen und getestet:
Wird die Unterwolle regelmässig richtig ausgekämmt und reduziert, dh mit feinem Kamm und zb mit der Hakel Methode, wird das Fell viel weniger Filz-Anfällig, ist viel dünner, luftiger und natürlich pflegeleichter. 
Dh für mich in Zukunft: gründliches Auskämmen und Hakeln der Unterwolle gehört für mich jetzt zum normalen Pflege-Programm. Hakeln muss man nicht jedes mal! Es gibt Leute die benötigen das gar nicht, die meisten machen es in Wolle-Schub-Zeiten im Frühjahr und Herbst. Man merkt dann schon das man nicht ständig Hakeln muss, es soll ja auch noch Unterwolle zur Funktion des doppelschichtigen Haarkleides drin bleiben ;-)  , aber es hilft ungemein es so auf ein angenehmes Maß zu reduzieren und so weniger Probleme mit Filz zu bekommen. Ausserdem ist es im Sommer viel angenehmer für die Hunde mit weinger Unterwoll-Volumen.


Ich habe festgestellt das meine Mädels schon ganz anders aussehen und sich anders anfühlen. Das Haar fällt auch schöner und weniger voluminös. Ganz leicht und luftig und kein Filz nach 2-3 Tagen, wie sonst immer....


Meiner Meinung nach kann man auch nicht zuviel hakeln, denn die Erfahrung von Peter zeigt auch das sich durch das Hakeln nicht mehr Wolle bildet als sonst. Man muss nur aufpassen noch Unterwolle, die zu fest sitzt und benötigt wird, nicht komplett mit rauszuziehen ! Besonders im Winter nicht zu extrem reduzieren. Also immer mit ein wenig Fingerspitzengefühl und nicht zu übereifrig rangehen.

Um einen gewissen "Grund" in meine Hunde zu bekommen und die überschüssige Wolle auszukämmen und das Volumen so zu reduzieren haben wir zu zweit viele Stunden gebraucht und haben es teilweise auf mehrer Tage schieben müssen, um den Hund und unsere Arme zu schonen....
Aber die Arbeit hat sich gelohnt und nun bin ich bei ca 1 bis 2 Stunden wöchentliche Pflege angelangt, wenn ich ganz ruhig und gründlich arbeite. Das ist zwar immer noch relativ lang, objektiv gesehen, aber ich kämme jede Stelle mit dem feinen Kamm und arbeite recht ruhig und teilweise auch langsam, damit der Hund entspannt bleibt und mein Arm und Rücken geschont wird.
Aber das Auskämmen ist eine angenehmerer Arbeit als das Entfilzen, und das ist ein Punkt, der mir die Pflege schon sehr erleicht. 

Mir reicht mittlerweile das Hakeln im Frühjahr, im Herbst und zwischendurch stellenweise wo ich merke das dort zuviel sitzt was schnell filzt. Man bekommt mit der Zeit ein gutes Gefühl dazu.

 

Für viele ist Hakeln übrigens DIE Alternative zum Scheren weil sie sonst mit ihren Extrem-Wolle-Exemplaren (die es leider häufiger gibt) nicht mehr klar kommen und es nicht schaffen gegen das übermässige Filzen anzukommen. Das intensive Aushakeln der Wolle ist oft die Rettung für die verzweifelten Halter.

 

Und: ....nicht jeder muss Hakeln!

Es ist wie beim Allem: es gibt immer Ausnahmen , es gibt unterschiedliche Fellstrukturen, unterschiedliche Woll-Mengen und jeder muss sich seine Methode suchen die zum ihm und seinem Hund passt.

Pauschal-Lösungen für alle gibt es nicht, leider ;-)



Zum Hakeln selbst:
Bevor man hakelt sollte der Hund schon gut gebürstet sein, und keine Knoten mehr da sein, da es sonst zu sehr hakt und unangenehm für den Hund ist.
Ich arbeite da mit der ActiVet vor, da ist die ideale Vorbereitung.
Sollte man beim Hakeln auf einen Knoten stossen, diesen vorsichtig lösen und dann erst weiterarbeiten.

Hakeln also nur im filzfreien Haar ! es ist nicht zum Entfilzen, sondern zum Wolle rausholen damit diese nicht mehr so stark filzen kann.
Ich hakel mit dem feinen 72er Spratts Kamm. Gute Ergebnisse habe ich auch mit dem 68er, mit unterschiedlich langen Zinken. den 82er Spratts, der feine mit langen Zinken, ist nicht zum Hakeln geeignet da die langen Zinken Schaden nehmen können durch die starke Einzelbelastung an der Zinkenspitze. Dieser Kamm ist super um die Unterwolle "normal" auszukämmen und arbeitet auf der Breite angewendet sehr effektiv.

Man kann auch Haargummis um die Ansätze eines breiteren Kammes wickeln um mehr Grip am Kamm zu haben. Das kann das Auskämmen auch sehr erleichtern. 

 

In ganz hartnäckigen Fällen und bei extremer Wolle Bildung hilft das Arbeiten mit dem stumpfen Coat King (NUR den stumpfen anwenden niemals den normalen mit geschärften Klingen!!!)

Damit haben viele, die mit normalem Hakeln nicht weiter kamen gut Wolle rausgeholt.

Bitte die Handhabung beachten, damit das Deckhaar keinen Schaden nimmt und nicht so häufig einsetzen.


Früher hab ich gedacht ich sei fertig, wenn ich mit dem Kamm gut durch den Hund komme und alle Stelle bearbeitet sind. 
Doch dann ist man nicht fertig. Jetzt sollte man sich noch (bei Bedarf und je nach Wolle-Schub-Zeit!) um das Hakeln kümmern und das Fell so luftiger machen. So bleibt kein Argument mehr für einen Sommer-Schnitt.

 

Man kann den Kamm in verschiedenen Haltungen durch das Haar führen.
Sehr effektiv ist es mit dem vorderen Ende des Kamms zu arbeiten.
Ich arbeite gerne mit dem oberen Drittel des Kammes.
Jeder muss für sich die geeignete Haltung herausfinden und testen wie es am besten bei seinem Hund klappt.

Bei sehr feinem Haar, bei dem man wenig Grip hat, kann es sinnvoll sein den Kamm in einer Drehung zu ziehen. Also ansetzen und dann beim Ziehen eine leichte Drehung machen, so hat man sofort spürbar mehr Grip.
Manchmal ist auch eine Mischung der Haltungen eine gute Lösung.
Wie beim Bürsten mit der AciVet ist auch beim Hakeln wichtig den Kamm (oder den stumpfen Coat King) nicht sofort komplett durchzuziehen, sondern die Wolle vom Ansatz her zu lösen.
Die gelöste Wolle zwischendurch dann ab und zu ausbürsten auskämmen.
Mit etwas Wolle im Kamm hat man mehr Grip und es kommt mehr Wolle raus.
Wenn das Haar fliegt einfach etwas nebelfeucht halten. Je trockener die Unterwolle, um so mehr Grip hat man aber.
Ich weine nicht um einzelne Deckhaare, ich habe auch nicht feststellen können, das das Deckhaar generell Schaden nimmt. Einfach mal in den Kamm sehen, was drin steckt.
Unterwolle ist stumpf und farbloser, und meist heller als das Deckhaar.

Wenn man das Gefühl hat das eine Stelle gut bearbeitet ist kann man die "Scheitel-Probe" machen.


dh das Haar an beliebiger Stelle scheiteln und schauen ob die Haut zu sehen ist, ob es glänzt, oder ob noch stumpfe Wolle zu sehen ist, ggfls. nochmal nacharbeiten.

So sollte der Scheitel aussehen !

Beispiel-Foto vom Vorher-Nachher Effekt

Links: noch viel Wolle da, die Haut ist nicht zu sehen
Rechts: keine überschüssige Wolle mehr zu sehen, kein Filz, nur glänzendes Haar (auch Grau glänzt !)



Hier hab ich ein Video zur Technik gemacht, vielleicht zeigt das etwas deutlicher was gemeint ist: